Prora

Prora liegt auf der schmalen Heide – einem Landstrich zwischen den Orten Binz und Sassnitz – an der weitläufig geschwungenen Prorer Wiek. Der geschichtsträchtige Ort besitzt einen kilometerlangen Traumstrand an dem sich jedoch sanierungsbedürftige Bauten aus vergangenen Tagen aneinanderreihen.

Geschichtliche Hintergründe

Von den Nationalsozialisten geplant war in Prora ein Seebad mit mehrgeschossigen Wohnblöcken, Gemeinschaftshäusern, Seebrücken, Kaianlagen, Theater, Sportstätten, Geschäfte, einem Aussichtsturm und einer zentralen Festhalle mit Festplatz. Im Jahre 1936 wurde mit dem Bau der ersten Unterkunftshäuser begonnen, die sich 150 m vom Strand entfernt über eine Länge von 5 km erstrecken. Elf Architekten beteiligten sich Anfang 1936 an dem ausgeschriebenen Wettbewerb. Der beauftragte Architekt war der Kölner Clemens Klotz, der bei der Weltausstellung in Paris im Jahre 1937 für seinen Entwurf einen Preis erhielt. Ziel war es, für 20.000 „Volksgenossen“ Unterkunftsmöglichkeiten mit Freizeitgestaltung für einen 10-tägigen Urlaub zu schaffen, der von der populärsten Organisation des Regimes „Kraft durch Freude“ veranstaltet werden sollte.
Durch Ausbruch des 2. Weltkriegs wurden die Bauarbeiten eingestellt. Anstatt eines gigantischen Seebades blieben teils fertig gestellte Wohnblöcke, teils Rohbauten zurück. Der südlichste Wohnblock wurde nach dem Krieg gesprengt, die zwei nördlichsten sollten folgen, aber die Sprengung missglückte und es blieb eine Bauruine – der Koloss von Prora – zurück. Das Material der Rohbauten wurde von den Sowjets zur Weiterverwendung freigegeben.
Die fertig gestellten Gebäude dienten während des Krieges als Lazarett, später wurden ausgebombte Hamburger und Heimatvertriebene aus den Ostgebieten einquartiert. Nach diversen Umbauten wurden die Gebäude ab 1956 als Kaserne von der Deutschen Volksarmee genutzt und das Gebiet um Prora als Sperrgebiet erklärt. Nach 1990 bis 1992 übernahm die Bundeswehr das Gelände, seit 1993 ist die Anlage öffentlich zugänglich und seit 1994 steht sie einschließlich der Bauruine unter Denkmalschutz.

Prora heute

Heute befindet sich in der Mitte von Prora die Museumsmeile mit Dokumentations-Zentrum und KulturKunststatt und weiter nördlich der Museumsmeile das Eisenbahn- und Technik-Museum. Das Wiener Kaffeehaus im obersten Stock der KulturKunststatt verwöhnt die Besucher mit Kaffeespezialitäten und diversen Kuchen und Mehlspeisen. Daneben kann im Antiquariat der Gast in alten Büchern stöbern und den herrlichen Blick über die Ostsee genießen. Eine große Diskothek und eine karibische Bar sowie ein Bistro, im Sommer mit Biergarten, bieten den Gästen eine willkommene Abwechslung.

Dokumentationszentrum Prora

Das Dokumentationszentrum informiert in einer Abteilung umfassend über Planung und Baugeschichte des KdF-Seebades sowie über die Nutzung während des Krieges und der Nachkriegszeit. In einer weiteren Abteilung werden die sozial- und gesellschaftshistorischen Hintergründe des Nationalsozialismus beleuchtet und anhand von Bilddokumenten und Schautafeln erklärt. Auch die Themen Propaganda und Massenkultur werden behandelt.

KulturKunststatt

Die KulturKunststatt gehört zu den meistbesuchten Museen von Mecklenburg-Vorpommern und vereint vier Museen, Galerien und ein Kaffeehaus. Im KdF-Museum dokumentieren Fotos und Filme die Planungs- und Rohbauphase des „Kraft durch Freude“-Seebades Prora. Des weiteren können ein 18 m langes Modell der geplanten Gesamtanlage ein eingerichtetes KdF-Urlaubszimmer und KdF-Schiffsmodelle besichtigt werden.
Das NVA-Museum informiert über die militärische Nutzung der hier stationierten 16. Kompanie sowie über den Bundeswehr-Standort Prora.
In diesem Museum kann der Besucher viel über Geschichte, Architektur und Naturschutz der Insel Rügen erfahren, insbesondere über die Hanse, die Häfen Sassnitz und Mukran und über vielen Schlösser und Herrenhäuser der Region.
Im Museum Freundschaften – Europa verbindet – informieren Originalexponate und Dokumente über Partnerschaften der Länder Schweden, Österreich und Polen.
In der Bilder-Galerie können über 500 Exponate von Rügener Malern besichtigt und auch erworben werden. Außerdem gibt es regelmäßig Sonderausstellungen wie z.B. die Technik-Sonderausstellung, die Kameras und Technische Geräte aus DDR-Produktionen, Schreibmaschinen und Nähmaschinen sowie Schiffsmodelle aus dem 1. und 2. Weltkrieg zeigt.

Eisenbahn- und Technikmuseum Rügen am Bahnhof Prora

Nördlich der Museumsmeile befindet sich auf einer überdachten Fläche von 10.000 qm das Eisenbahn- und Technikmuseum Prora. Hier stehen Dampf-, Diesel- und Elektrolokomotiven, die einen repräsentativen Querschnitt aus der Geschichte der Eisenbahn zeigen. Besondere Highlights sind die russische Schnellzuglok P 36-0123, die zugleich die größte Dampflok Europas ist und eine Dampfschneeschleuder von 1930, die bis in die 1990-er Jahre im Einsatz war. Auch einige restaurierte Straßenbahnwagen aus Berlin, Woltersdorf und Plauen stehen zur Ansicht bereit.
Neben Lastkraftwagen, Traktoren und Feuerwehrfahrzeugen sind der Feuerwehrwagen „Dennis Pumper“ aus Sheffield und das Löschgruppenfahrzeug „LF 8“ seltene Prachtstücke.
Vor allem interessant sind die Oldtimer der Marken Volvo, BMW, Mercedes, IFA und AWE. Auch amerikanische Modelle wie Chevy, Plymouth und Ford T sowie eine MIG 21, ein sowjetischer Düsenjäger von 1965, kann man hier bestaunen.